Wenn das Feuer erlischt: Zwischen Druck, Unsicherheit und dem Wunsch nach „Normalität“
In meiner sexualtherapeutischen Praxis in Basel begegne ich immer wieder Männern, die unter Erektionsstörungen leiden. Oft kommen sie mit einem grossen Fragezeichen im Gepäck: „Was stimmt nicht mit mir?“
Die Erektion wird in unserer Gesellschaft oft als Symbol für Männlichkeit gesehen. Funktioniert sie nicht wie erwartet, entsteht schnell das Gefühl, versagt zu haben. Viele Männer erleben dabei grossen Druck, nicht nur in sexuellen Momenten, sondern auch in ihrer Beziehung, ihrem Selbstbild und im Alltag.
Doch was wäre, wenn es gar nicht um Leistung geht? Sondern um Verbindung mit sich selbst, mit dem eigenen Körper und mit dem Gegenüber?

Was sind Erektionsstörungen überhaupt?
Die medizinische Bezeichnung lautet erektile Dysfunktion. Gemeint ist eine anhaltende oder wiederkehrende Schwierigkeit, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten und dies trotz sexueller Lust und Stimulation.
Laut Definition liegt eine Erektionsstörung dann vor, wenn dieses Problem über mehrere Monate (mindestens 6 Monate) hinweg besteht und zu Leidensdruck führt. Dabei wird unterschieden, ob die Störung seit jeher besteht oder erst im Laufe des Lebens aufgetreten ist und ob sie in allen Situationen oder nur unter bestimmten Bedingungen auftritt.
Zum Beispiel erleben manche Männer Schwierigkeiten ausschliesslich mit Partner:innen, während es bei der Solosexualität problemlos funktioniert.
Das zeigt: Körper, Kopf und Kontext spielen immer zusammen.
Druck als häufigster Begleiter
Einer der grössten Einflussfaktoren bei Erektionsproblemen ist innerer oder äusserer Druck.
Typische Gedanken, die Klienten mitbringen, sind:
- „Ich muss funktionieren.“
- „Ich bin kein richtiger Mann.“
- „Ich enttäusche mein Gegenüber.“
- „Ich habe keine Lust mehr, oder doch?“
Diese Gedanken verstärken nicht nur die Unsicherheit, sondern lösen oft auch ein Vermeidungsverhalten aus: weniger Nähe, weniger Sexualität und mehr Distanz in der Beziehung. Ein Teufelskreis.
Körperliche Ursachen mitbedenken
Nicht jede Erektionsstörung hat rein psychologische Ursachen. Eine medizinische Abklärung (z. B. in der Urologie) kann helfen, körperliche Einflüsse auszuschliessen. Vor allem, wenn die Probleme plötzlich auftreten oder dauerhaft bestehen.
Ein gutes Zeichen: Wenn es morgendliche oder nächtliche Erektionen gibt oder Solosexualität gut funktioniert, spricht vieles dafür, dass die körperliche Funktion grundsätzlich intakt ist.
Möchtest du mehr darüber wissen, wie eine Erektion entsteht? Dann lies hier weiter:
Die emotionale Seite von Erektionsproblemen
Die Auswirkungen auf das eigene Erleben sind oft vielschichtig. Viele Männer berichten von:
- Grübeleien und einem „Gedankenkarussell“
- Scham und Rückzug
- Sprachlosigkeit in der Beziehung
- Unsicherheit im Umgang mit Nähe und Körper
- Sexueller Unlust oder Überforderung
Eine zentrale Frage, die viele beschäftigt:
„Bin ich überhaupt noch normal?“
Die klare Antwort: Ja.
Die Erektion ist ein sensibler, komplexer Prozess, und sie muss nicht immer gleich funktionieren. Schwankungen sind normal. Veränderungen auch.
Hast du dir diese Frage auch schon gestellt: „Bin ich normal?“. Falls ja, dann ist ein Beratungsgespräch in meiner Praxis das Richtige für dich.
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Was hilft? Der sexualtherapeutische Ansatz mit dem Modell Sexocorporel
In meiner Arbeit setze ich das körperorientierte Modell Sexocorporel ein. Es basiert auf dem Verständnis, dass Sexualität immer ein Zusammenspiel von Körper, Emotionen, Gedanken und Verhalten ist.
Der zentrale Gedanke: Sexualität ist erlernbar und entwickelbar.
Sie ist kein statischer Zustand und keine Funktion, die einfach „klappen“ muss.
So arbeiten wir in der Therapie:
- Anamnese und Einordnung: Wie zeigt sich die Erektionsschwierigkeit? Seit wann? In welchen Situationen?
- Körperliche Abklärung: Urologische und medikamentöse Faktoren werden mitbedacht.
- Ressourcen stärken: Wir bauen auf dem auf, was bereits funktioniert und Sicherheit gibt.
- Verständnis fördern: Klienten lernen, den Penis und die sexuelle Reaktion bewusst wahrzunehmen, ohne Urteil und mit Neugier.
Praktische Übungen aus dem Sexocorporel
Der körperliche Zugang ist ein wichtiger Teil der Therapie. Übungen, die ich in meiner Therapie auch „Spielereien“ nenne, werden individuell angepasst und können zuhause vertieft werden. Ziel ist es, Sicherheit im Körper zu entwickeln und die Verbindung zur eigenen Sexualität zu stärken.
Einige Beispiele:
- Achtsame Selbstberührung: Den Penis neu kennenlernen und dies ohne Ziel und ohne Druck.
- Beckenschaukel üben: Mehr Beweglichkeit und Präsenz im Becken fördern.
- Bauchatmung: Um Zugang zu Emotionen und Entspannung zu schaffen.
- Beckenboden spüren: Die Muskulatur bewusst wahrnehmen und stärken (ohne Erregung).
- Stimme einbeziehen: Für mehr Genussfähigkeit und Ausdruck.
Diese „Spielereien“ fördern eine neue, positive Verknüpfung zwischen Körper und Kopf.
Wichtig dabei: Es braucht Zeit. Veränderungen sind möglich, und sie entstehen durch Wiederholung und Geduld und nicht durch Druck!
Folge dem Audio-Link, wenn du gleich mit einer Spielerei im Sitzen anfangen möchtest:
Kein Mann muss „perfekt“ funktionieren
Erektionsstörungen sind häufig und behandelbar. Entscheidend ist, dass sie nicht als persönliches Versagen verstanden werden, sondern als Einladung, die eigene Sexualität tiefer zu erforschen.
Sexualität darf sich verändern.
Lust darf wachsen, ohne Leistungsdruck.
Suchst du Unterstützung im Umgang mit Erektionsproblemen?
In meiner Praxis in Basel begleite ich Männer dabei, ihre Sexualität neu zu entdecken. Ich lege grossen Wert auf Mitgefühl und Klarheit.
Weitere Infos findest du auf meiner Homepage:
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