Eine offene Beziehung gilt für viele als ein moderner Weg, Liebe und Intimität neu zu denken. Während klassische Beziehungen meist auf Exklusivität setzen, erlaubt die offene Beziehung intime Kontakte oder romantische Verbindungen ausserhalb der Beziehung. Der Unterschied zu polyamoren Beziehungen liegt vor allem darin, dass offene Beziehungen in der Regel auf einer bestehenden Kernbeziehung aufbauen, während Polyamorie das Leben mehrerer Liebesbeziehungen mitunter gleichwertig oder unterschiedlich gewichtet erlaubt. In beiden Formen kann es eine Hauptbeziehung geben, muss aber nicht.
Ich greife dieses Thema auf, weil es in meiner sexualtherapeutischen Praxis immer wieder eine Rolle spielt. Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Fragen: Manche sind neugierig, andere unsicher, und wieder andere stehen bereits mitten in einer offenen Beziehung und suchen Unterstützung, um mit Eifersucht, Grenzen oder Kommunikation besser umgehen zu können. Genau deshalb möchte ich in diesem Beitrag die Chancen, Herausforderungen und Grundlagen beleuchten, die eine offene Beziehung prägen.
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Warum Menschen eine offene Beziehung wählen
Der Reiz einer offenen Beziehung liegt oft in der Möglichkeit, Freiheit und Bindung miteinander zu verbinden. Partner:innen können ihre Sexualität und Neugier erkunden, ohne den gemeinsamen Lebensmittelpunkt aufzugeben. Das kann bereichernd wirken und die Beziehung von Druck entlasten. Viele berichten davon, dass sie durch die Offenheit ein neues Gefühl von Ehrlichkeit und Authentizität erleben.
Offene Beziehungen können auch motivierend sein. Sie fördern Kommunikation, weil Wünsche, Ängste und Grenzen regelmässig besprochen werden müssen. Dadurch entsteht oft eine tiefere Verbindung, als sie in manch klassischer Beziehung erlebt wird. Zudem kann die Akzeptanz von individuellen Bedürfnissen das Vertrauen stärken, da kein Tabu mehr über dem Thema Anziehung zu anderen Menschen schwebt.
Erfahre in einem weiteren Blogartikel, weshalb es sich lohnt, das Sexualleben zu verbessern und welche positiven Effekte das auf Beziehung und Intimität haben kann.
Die Schattenseiten einer offenen Beziehung
So frei eine offene Beziehung wirkt, sie bringt auch Herausforderungen mit sich. Eifersucht kann ein grosses Thema sein und lässt sich selten völlig ausschalten. Auch das Gefühl von Unsicherheit oder Konkurrenz kann belasten. Manche erleben, dass durch äussere Kontakte der Fokus auf die Hauptbeziehung leidet. Zudem besteht die Gefahr, dass unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit zu Konflikten führen. Wenn eine Person mehr Offenheit wünscht als die andere, können Spannungen entstehen.
Auch gesellschaftlicher Druck spielt eine Rolle. Offene Beziehungen werden oft noch kritisch betrachtet, sodass Paare mit Unverständnis oder auch Vorurteilen konfrontiert sind.

Hast du auch das Gefühl, dass deine offene Beziehung dich wiederholt an deine Grenzen bringt? Drehst du dich im Kreis und möchtest am liebsten ausbrechen?
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Was es braucht, damit eine offene Beziehung gelingt
Eine offene Beziehung funktioniert nur dann, wenn beide Partner:innen sie wirklich wollen. Klare Kommunikation ist die Basis. Es braucht regelmässige Gespräche darüber, was erlaubt ist, was tabu bleibt und wie mit Gefühlen wie zum Beispiel Eifersucht umgegangen wird.
Ehrlichkeit ist unverzichtbar, ebenso wie gegenseitiges Vertrauen. Wer eine offene Beziehung führt, sollte auch bereit sein, die eigenen Unsicherheiten zu reflektieren und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Rituale und gemeinsame Zeit sind ebenfalls wichtig, damit die Kernbeziehung stabil bleibt und nicht in den Hintergrund rückt.

Begegnungen in der Praxis
In meiner sexualtherapeutischen Arbeit begegnet mir das Thema offene Beziehung regelmässig. Viele Paare oder Einzelpersonen kommen mit Fragen, Zweifeln oder dem Wunsch nach Orientierung. Manche möchten wissen, ob dieses Beziehungsmodell zu ihnen passt. Andere suchen Unterstützung dabei, Grenzen zu definieren oder mit Eifersucht besser umzugehen.
Dabei erlebe ich immer wieder, dass die Entscheidung für oder gegen eine offene Beziehung sehr individuell ist. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept. Was jedoch in jeder Beratung sichtbar wird, ist die zentrale Rolle von Kommunikation, Offenheit und gegenseitigem Respekt. Wenn diese Grundlagen gegeben sind, kann eine offene Beziehung nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine bereichernde Chance sein.

Offene Beziehung als Chance und Herausforderung
Eine offene Beziehung kann ein Weg sein, Liebe neu zu definieren. Sie bietet die Möglichkeit zu Wachstum, Authentizität und Freiheit. Gleichzeitig verlangt sie mehr Kommunikation, Vertrauen und Selbstreflexion als viele andere Beziehungsformen. Wer sich auf dieses Modell einlässt, sollte sowohl die Chancen als auch die Risiken kennen. Gelingt der Balanceakt, kann eine offene Beziehung eine tiefe und erfüllende Beziehung schaffen, die den Raum für Individualität und Nähe gleichermassen wahrt.
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