Sexuelle Schmerzen: Ein Tabuthema

Sexuelle Schmerzen sind ein Tabuthema.

Schmerzen sind ätzend. Über Schmerzen zu sprechen ist unüblich und schon gar nicht, wenn es um sexuelle Schmerzen geht. Das möchte ich ändern! Offen über Gesundheitsthemen zu sprechen enttabuisiert und entkräftet die Stigmatisierung. Sexuelle Schmerzen beeinflussen die Lebensqualität und das Wohlbefinden eines Menschen nachhaltig. Nicht zu vergessen ist, welchen Einfluss die sexuellen Schmerzen auf die Paarbeziehung haben. Ich plädiere für eine offene Kommunikation mit dem Beziehungsmenschen, damit die Vertrauensbasis gestärkt, Verständnis aufgebaut und weitere Formen von Sexualität gelebt werden können. Denn Sex besteht nicht nur aus Penetration!

Wenn es im Schritt wehtut…

Das frühzeitige Erkennen und eine adäquate Behandlung von sexuellen Schmerzen sind bedeutend. Es ist leider keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen, welche an sexuellen Schmerzen leiden, die nötige Unterstützung erhalten und ihnen auch Verständnis entgegen gebracht wird. Betroffene Menschen fühlen sich oftmals nicht erst genommen. Doch genau das brauchen sie!

Was genau bedeutet „sexuelle Schmerzen“? Wie drücken sie sich aus und was sind mögliche Lösungsversuche in der Sexualtherapie? Diese Fragen beantworte ich hier:

Eine Übersicht: Formen von sexuellem Schmerz

In meiner Praxis in Basel begleite ich unter anderem Menschen, welche an sexuellen Schmerzen leiden. Folgenden „Schmerzbildern“ begegne ich regelmässig:

  • Vaginismus
  • Dyspareunie
  • Lichen Sclerosus
  • Endometriose
  • Penis- und Hodenschmerzen
  • Vaginale Trockenheit
  • Infektionen und Entzündungen

Was bedeuten diese Wörter?

Im Folgenden erhältst du eine genauere Beschreibung der oben erwähnten Schmerzbilder und der sexuellen Funktionsstörungen. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Vaginismus

Die drei Schichten des Beckenbodens.

Vaginismus meint unwillkürliche Verspannung und/oder Verkrampfung des Beckenboden und der Vaginalmuskulatur. Die Vagina scheint „eng“ und verschlossen. Das Einführen eines Tampons oder eines Fingers ist teilweise nicht möglich. Auch der Paarsex ist dadurch beeinträchtigt und teilweise unmöglich. Mögliche Ursachen können Angst, sexuelle Übergriffe, Traumata oder auch emotionaler Stress sein.

In der Sexualtherapie lernen Menschen, dass dieses „Verschliessen“ eine Schutzfunktion hat. Mit Wahrnehmungs– und Achtsamkeitsübungen erforschen Klient:innen ihren Körper und setzen sich mit ihrer Präsenz, den Themen Weiblichkeit, sexuelle Selbstsicherheit und ihrer Solosexualität auseinander. Auch mögliche Erregungsquellen und der Umgang mit den Schmerzen in der Paarsexualität werden thematisiert. Zusätzlich empfehle ich eine Beckenbodenphysiotherapie bei einer/m Spezialist:in. Dilatatoren werden, neben der Behandlung von Triggerpunkten und weiteren Entspannungsübungen für den Beckenboden als Hilfsmittel eingesetzt.

Was sind Dilatatoren? Hier gibt es mehr Infos:

Dyspareunie

Dyspareunie äussert sich durch brennende und/oder krampfartige Schmerzen im Genitalbereich. Das Eindringen des Penis ist teilweise möglich, doch schmerzhaft. Auch Menschen mit einem Penis können davon betroffen sein.

In der Sexualtherapie lernen diese Menschen das Auftreten der Schmerzen zu verstehen. Sie setzen sich mit den oft auftretenden Minderwertigkeitsgefühlen auseinander und lernen, ihrem Körper ganzheitlich anzunehmen und zu begegnen. Auch das Kennenlernen des eigenen Genitals ist dabei unentbehrlich. Themen wie Leistungsdruck, Erwartungen und Perfektionismus spielen eine Rolle in der Therapie. Auch hier kann eine Beckenbodenphysiotherapie zur wesentlichen Eindämmung und Verbesserung der Schmerzen beitragen.

Lichen Sclerosus

Lichen Sclerosus

Lichen Sclerosus ist eine nicht ansteckende Hautkrankheit.

Die Hautveränderung tritt meist im Genitalbereich auf. Starkes Jucken, Brennen und daher auch Schmerzen begleiten die Betroffenen. Am häufigsten sind Frauen* betroffen, doch auch Männer* und Kinder können an Lichen Sclerosus erkranken. Eine von 50 Frauen* (in der Menopause sogar 1 von 30) und 1 von 900 Männern* sind betroffen. Die genauen Ursachen für die Erkrankung sind ungeklärt. Ausgehend von dieser Hautkrankheit können weitere sexuelle Funktionsstörungen auftreten und die Sexualität negativ beeinflussen.

In der Sexualtherapie steht das Vertrauensbasis zunächst im Mittelpunkt. Viele Betroffene fühlen sich von vielen Seiten nicht ernstgenommen. Viele Abklärungen und Untersuchungen bestimmen den Alltag dieser Patient:innen. Neben der täglichen Behandlung von Cortison– und Fettsalben ist es unabdingbar den Bezug zum eigenen Genital positiv zu verstärken und zu besetzen. Verschiedene Berührungen, das Anschauen des eigenen Genitals, jedoch auch die Auseinandersetzung mit dem Beziehungsmenschen sind wichtig. Die Auswirkungen auf die eigene Identität und das Verhalten sind nicht zu unterschätzen. Der Verein Lichen Sclerosus ist eine wertvolle Anlaufstelle für Betroffene, Beziehungsmenschen und Fachpersonen.

Hier der Link:

Endometriose

Bei dieser Erkrankung leiden die Betroffnen an gutartigen, jedoch meist schmerzhaften Wucherungen. Diese bestehen aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe. Sie können sich auch ausserhalb der Gebärmutter befinden, so zum Beispiel in der Bauchdecke. Sie wuchern durch den hormonellen Zyklus. Dadurch entstehen Entzündungen, welche zu Schmerzen und auch Vernarbungen führen können. Bei der Periode leiden die Betroffenen an starken Schmerzen und verlieren viel Blut. Schmerzmittel, Hormonspritzen, jedoch auch Operationen können bei der Behandlung eine Rolle spielen.

In der Sexualtherapie tritt meistens das Thema Lustlosigkeit auf. Durch die anhaltenden Schmerzen wird das sexuelle Begehren, jedoch auch die sexuelle Lust negativ konnotiert. Wenn die Endometriose aus medizinischer Sicht gut begleitet wird, kann die Lustlosigkeit in der Therapie thematisiert werden. Meistens spreche ich auch die Frage nach dem Kinderwunsch an. Die Verführung, sexuelle Erregung, der Bezug zum eigenen Körper und die Glaubenssätze, welche damit verbunden sind, sind ebenfalls Inhalt der Therapie.

Penis und Hodenschmerzen

Eine Verengung der Vorhaut, jedoch auch die Krümmung des Penis können zu Schmerzen in der Sexualität führen. Menschen mit einem Penis vermeiden Sexualität, um diesem Schmerz zu entgehen. Die Phimose (Verengung der Vorhaut) kann operativ behoben werden. Auch bei der Krümmung des Penis kann ein operativer Einsatz die Krümmung beheben. Hodenschmerzen können unter anderem entstehen, wenn eine Hodenverdrehung oder auch eine Entzündung der Nebenhoden besteht. Diese kann durch eine Infektion ausgelöst werden. Auch ein Leistenbruch kann zu Schmerzen in den Hoden führen.

Stress als Lustkiller

In der Sexualtherapie ist es von Bedeutung, wie der Umgang mit dem eigenen Penis ist-sei es im Alltag, jedoch auch bei der Solosexualität. Das Thema Männlichkeit, sexuelle Selbstsicherheit und die Glaubenssätze, welche mit diesen Schmerzen verbunden sind, können körperliche, jedoch auch psychische Auswirkungen haben. Durch die Erweiterung der körperlichen Sinnesempfindungen wird das sexuelle Erleben wieder lustvoll gestaltet.

Vaginale Trockenheit und Infektionen

Hormonelle Veränderungen, wie zum Beispiel beim Stillen oder in den Wechseljahren, können zu vaginaler Trockenheit führen. Auch gewisse Medikamente (z.B. Chemotherapie) oder Krankheiten, welche medikamentös behandelt werden, haben einen negativen Effekt auf die Schleimhäute. Es kann zu Reizungen und Infektionen kommen, welche sich beim Paarsex nochmals verschlimmern und sexuelle Schmerzen auslösen. Hormonfreie Cremen, Gels, jedoch auch Gleitgels und Öle können der vaginalen Trockenheit entgegen wirken und die Schleimhäute unterstützen. Es ist ratsam beim Paarsex auch genug Gleitgel oder Öl zu verwenden.

Hier eine Creme-Empfehlung:

Menschen mit Infektionen und Entzündungen kommen in der Regel nicht in die Sexualtherapie. Diese werden meist von der medizinischen Seite ausreichend begleitet. Auch die vaginale Trockenheit ist selten ein Thema, das ich in der Praxis antreffe. Meistens wird es am Rand angesprochen, wenn weitere Themen auf dem Tisch liegen.

Ist das Tabuthema jetzt gebrochen?

Nein. Wahrscheinlich nicht. Denn die Vielfalt an sexuellen Schmerzen ist gross. Zu gross! Es bedarf an weiterer Aufklärungsarbeit.

Mein Blog soll dazu beitragen, dass die sexuelle Gesundheit der betroffenen Menschen sich verbessert. Indem du mit Freund:innen und in deinem Bekanntenkreis darüber sprichst, kannst auch du einen Beitrag dazu leisten, das Tabuthema „sexuelle Schmerzen“ zu entkräften.

Die Sexualtherapie ist eine sinnvolle und meist auch ergänzende Möglichkeit, sexuelle Schmerzen zu begeben. Das Sprechen in der Therapie wird mit Körper-, Achtsamkeits– und Wahrnehmungsübungen ergänzt. Dieser ganzheitliche Ansatz des Modell Sexocorporel trägt dazu bei, dass der Bezug zum eigenen Körper gestärkt und das körperliche und emotionale Erleben beim Sex positiv besetzt werden. Auf diese Weise ist eine positive Basis für eine spürbar lustvolle Sexualität geebnet!

ein Portrait von Melina Dobroka

Melina Dobroka, Sexologin, Basel

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Zyklus 3

Kompetenzen aus dem Lehrplan 21

Die Schüler:innen…

… kennen Anlaufstellen für Problemsituationen (z.B. Familie, Schule, Sexualität, Belästigung, Gewalt, Sucht, Armut) und können sie bei Bedarf konsultieren. (Beratung, Therapie, Selbsthilfe)

… kennen psychische Veränderungen in der Pubertät (z.B. verstärkte Scham und Befangenheit, veränderte Einstellung zum eigenen Körper, erwachendes sexuelles Interesse) und wissen, dass diese zur normalen Entwicklung gehören

… können Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht und Rollenverhalten in der Gruppe formulieren und respektvoll diskutieren (z.B. Bedürfnisse, Kommunikation, Gleichberechtigung).

… können Darstellungen von Männer- und Frauenrollen sowie Sexualität in Medien auf Schönheitsideale und Rollenerwartungen analysieren und Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung kritisch betrachten.

…reflektieren eigene Erwartungen und Anspruche in ihrem Umfeld an Beziehungen, Freundschaften, Partnerschaft und Ehe.(Freundschaft, Partnerschaft, Ehe)

… verbinden Sexualität mit Partnerschaft, Liebe, Respekt, Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung und können sexuelle Orientierungen nichtdiskriminierend benennen. (Hetero-, Homosexualität)

… kennen ihre Rechte im Umgang mit Sexualität und respektieren die Rechte anderer. (Selbstbestimmung, Schutzalter, sexuelle Orientierung, Schutz vor Abhängigkeit und Übergriffen)

… können Verhaltensweisen und ihre Auswirkungen im Bereich Sexualität kritisch beurteilen. (Risiken, Übergriffe, Missbrauch, Pornografie, Promiskuität, Prostitution)

… verfügen über ein altersgemässes Grundwissen über die menschliche Fortpflanzung, sexuell übertragbare Krankheiten und Möglichkeiten zur Verhütung.

… kennen die Wirk- und Anwendungsweise verschiedener Mittel und Methoden zur Empfängnisverhütung und können deren Risiken und Nebenwirkungen vergleichen

… kennen Krankheiten, die häufig sexuell übertragen werden, und können erläutern, wie man sich davor schützt.

… wissen um die Verantwortung beider Geschlechter für Empfängnis und Verhütung.

…kennen altersgemässe Medien und Informationsquellen zur Sexualaufklärung.

…können Chancen und Risiken der Mediennutzung benennen und Konsequenzen für das eigene Verhalten ziehen (z.B. Vernetzung, Kommunikation, Cybermobbing, Schuldenfalle, Suchtpotential).

Folgende Themen ergeben sich aus diesen Kompetenzen:

  • Gruppenzwang
  • Pornografie: Umgang und Gefahren
  • Medien
  • Verhütung
  • Geschlechtskrankheiten
  • erstes Mal
  • weitere

Themen für weiterführende Schulen:

  • Beziehungen
  • Lebensstile
  • Medien
  • Verhütung
  • Geschlechtskrankheiten
  • sexuelle Rechte
  • Berufsspezifische Themen

Zyklus 2

Kompetenzen aus dem Lehrplan 21

Die Schüler:innen…

…setzen sich mit dem Zusammenhang von Freundschaft, Liebe und Sexualität auseinander.
…können Qualitäten von Freundschaft und Liebe beschreiben (z.B. Zuneigung, Vertrauen, Gleichberechtigung)
… können über die zukünftige Entwicklung zu Frau und Mann nachdenken
… können Veränderungen des Körpers mit angemessenen Begriffen benennen. (Stimmbruch, Menstruation)
… verstehen Informationen zu Geschlechtsorganen, Zeugung, Befruchtung, Verhütung, Schwangerschaft und Geburt. (Bau und Funktion der Geschlechtsorgane)
… erhalten die Möglichkeit Fragen und Unsicherheiten bezüglich Sexualität zu äussern
… können Geschlechterrollen (z.B. Merkmale, Stereotypen, Verhalten) beschreiben und hinterfragen sowie Vorurteile und Klischees in Alltag und Medien erkennen
… können Vor- und Nachteile direkter Erfahrungen, durch Medien oder virtuell vermittelter Erfahrungen benennen und die persönliche Mediennutzung begründen.

Folgende Themen ergeben sich aus den Kompetenzen des Lehrplan 21:

  • Pubertät (körperliche Veränderungen)
  • Menstruation
  • Erektion
  • erster Samenerguss
  • erster Kuss
  • Verliebtsein, Liebe
  • Beziehungen
  • Bedeutung von Sexualität
  • Pornografie: Umgang und Informationen
  • sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität
  • sexuelle Lust
  • Solosexualität (Selbstbefriedigung)

Zyklus 1

Kompetenzen aus dem Lehrplan 21

Schüler:innen…

… können Unterschiede im Körperbau von Mädchen und Knaben mit angemessenen Begriffen benennen.
… können anhand von Beispielen Rollenverhalten beschreiben und vergleichen.

Folgende Themen ergeben sich aus den Kompetenzen des Lehrplan 21:

  • Ich und mein Körper
  • Mädchen/Jungs
  • Gender
  • Freundschaft, Liebe