Slow Sex in (langjährigen) Partnerschaften
Am letzten Wochenende habe ich eine „alte Bekanntschaft“ wieder aufgefrischt! Eine Begegnung mit „Slow Sex“. Was das ist, und wozu das nützlich sein kann, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag:
Leicht angespannt startete ich das Zoom-Meeting. Gerade vom Spielplatz vor den Bildschirm – was für eine Leistung! Christian Schumacher und Hella Suderow waren zu Gast bei einer Inputreihe des Embodiment Institut und Sexologie in Berlin. Diese Ruhe und Gelassenheit schwappte auch auf meine Seite des Bildschirms. Daran möchte ich euch teilhaben lassen:
Christian und Hella bieten Paaren in „Making-Love Retreats“ neuen Zugang zur ihrer Sexualität an. Der Begriff Slow-Sex hat an für sich nicht primär mit Langsamkeit zu tun, sondern mit Achtsamkeit. „In der Achtsamkeit wird der Körper wahrgenommen und somit ist Langsamkeit ein Nebenprodukt!“, erklärt Christian. Slow Sex entstand zurzeit, als die „Slow-Food-Bewegung“ in Amerika aufkam. Diana Richardson hat den Slow Sex dort bekannt gemacht und Christian und Hella haben ihn übernommen. In diesem Zusammenhang hat Hella betont, dass Slow Sex keine Technik ist, es gibt kein Schema, welches erfüllt sein muss, um mehr zu spüren. Es wird mir klar, dass es ein Prozess ist und dieser verläuft bei allen Menschen anders. Wie faszinierend!
Beim Slow Sex steht nicht der „OrgasMUS(S)“ im Vordergrund, sondern das Erleben, das Spüren und somit die Begegnung. Für langgelebte Partnerschaften und vor allem mit Kindern kann diese Art von Sex ein Weg ins Spüren und somit ein Ankommen im eigenen Körper sein.
Aus dem „OrgasMUS(S)“ wird ein „OrgasKANN“. Dieser entscheidende Faktor kann den Leidensdruck für viele Menschen bezüglich ihrer Sexualität reduzieren. Es öffnet neue Türen! Dies wird auch deutlich, als einige Stimmen zu Wort kommen, welche an einem solchen Seminar teilgenommen haben.
Auch im Model Sexocorporel, mit welchem ich in meiner Praxis in Basel arbeite, steht das körperliche Erleben im Vordergrund. Ich stelle oft fest, dass Menschen zu mir in die Praxis kommen und sich gestresst von ihrem Alltag und ihren Beziehungen fühlen. Natürlich hat dies Auswirkungen auf das eigene Selbst und somit auch auf die Sexualität! Wo sind die persönlichen Grenzen? Wie viel kann und will ich noch leisten?
Mit der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper werden Grenzen wieder wahrgenommen und können somit auch gewahrt und eingefordert werden. Im Austausch entsteht ein Raum, in welchem Sex einen Einfluss auf das Nähe- und Distanzverhältnis hat und natürlich auch umgekehrt.
Ich sehe Sexualität als eine Entwicklung an, welche gestaltbar ist und einem Menschen einen sicheren Raum bieten kann. Dort kann sich der Körper entspannen und ins Spüren kommen, um anderen Menschen zu begegnen. Denn genau die Begegnung mit anderen Menschen ermöglicht es uns, Sexualität wieder lustvoll und bereichernd gestalten zu können. Und wie erleichternd es ist, dass alle Menschen dies lernen können!
Wie fühlst du dich nun? Nimmst du deine Füsse wahr? Wie atmest du? Nimm deine Leichtigkeit aus dieser Situation mit, und ich wünsche dir bei deiner nächsten sexuellen Begegnung viel Raum und Lebendigkeit!
Hier noch zwei Buchempfehlungen:
- „Slow Sex – Zeit finden für die Liebe“, von Diana Richardson, Integral Verlag
- „Wenn Sex intim wird“, von Dr. Krishnananda Trobe und Amana Trobe, Innenwelt Verlag
Melina Dobroka, Sexologin, Basel
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