„Solosex, Selbstbefriedigung, Masturbation, Selbstliebe, Onanie, Hand anlegen, Handbetrieb, sich einen machen, sich selbst berühren, sich selbst anfassen, wichsen, sich einen runterholen ….“
Aussagen von Klient:innen aus der Praxis
In der Sexualtherapie spreche täglich über das Thema! Dabei benutze ich meistens den Begriff Solosex oder Solosexualität. Ich finde es jedoch auch wichtig, den Begriff der/des Klient:in zu benutzen, damit wir von derselben Sache sprechen und sich mein Gegenüber mit dem Begriff wohl fühlt. Ich stelle immer wieder fest, dass die Benennung dieser Handlung zentral für das Denken ist, und die verbundenen Gedanken einschliesst. Diese Gedanken haben nämlich einen direkten Einfluss auf unser körperliches Erleben beim Sex.
Wozu Solosex?
Solosex ist etwas „Natürliches„. Natürlich daher, weil es nichts Schädliches oder Verbotenes ist. Es ist eine Möglichkeit, dass du deinen Körper besser kennenlernst. Auf diese Weise entdeckst du deine sexuellen Bedürfnisse und kannst bei der Paarsexualität darauf zurückgreifen. Bei der Selbstbefriedigung kannst du herausfinden, welche Berührungen sind angenehm oder erregend anfühlen. Dies kann die Sexualität mit anderen Menschen unterstützen und verbessern. Viele stimulieren sich selbst, damit sie Stress abbauen und sich somit entspannen können, besser einschlafen, einen Orgasmus erleben oder um sich spüren zu können.
Aus all diesen möglichen Gründen machen Menschen Solosex. Bestimmt gibt es weitere gute Gründe, Solosex zu haben. Gewiss ist, dass der Körper dabei Glückshormone, wie Endorphine und Dopamin, freisetzt. Diese wirken auf das Gehirn belohnend und entspannend, sodass es immer wiederholt wird.
Was ist in der Selbstbefriedigung erlaubt?
Alles. Damit meine ich, dass du dich damit wohlfühlen und es geniessen sollst. Selbstbefriedigung in der Öffentlichkeit ist hingegen verboten.
Bei der Solosexualität können sich auch sexuelle Fantasien positiv auf deine sexuelle Erregung und den Orgasmus auswirken. Dort kannst du Fantasien ausleben, welche du nicht unbedingt in deiner Beziehung integrieren willst. Sexuelle Fantasien können zum Beispiel erlebte Erfahrungen wiederspiegeln und die sexuelle Erregung anheizen. Sexuelle Fantasien können jedoch auch Wünsche, sexuelle Bedürfnisse oder gesehene Szenarien und/oder Menschen enthalten. Diese müssen nicht unbedingt direkt einen sexuellen Bezug haben.
Können Pornos meine Selbstbefriedigung unterstützen?
Ja. Meistens ist es so, dass Pornos die Erregung enorm anheizen und den ganzen Prozess vorantreiben. Meistens dauert Solosex kürzer, wenn du währenddessen einen Porno schaust. Natürlich ist die Suchzeit da nicht eingerechnet. Viele Menschen verbringen nämlich die meiste Zeit damit, einen geeigneten Porno zu finden oder eine bestimmte Sequenz aus dem Clip, (Kurz-) Film zu erhaschen und sich dazu zu stimulieren.
Gibt es auch negative Auswirkungen von Pornos auf meine Selbstbefriedigung?
Pornos können jedoch auch negative Einflüsse haben. Vielleicht hast du schon festgestellt, dass du beim Pornoschauen keinen direkten Bezug zu deinem Körper hast und deine Aufmerksamkeit praktisch ausschliesslich bei den Bildern verweilt. Somit beginnen viele Menschen den Druck und den Rhythmus, wie sie sich berühren, zu erhöhen. Mit der Zeit kann es sein, dass diese Faktoren so stark werden, dass immer härtere Bilder eingesetzt werden müssen und dadurch auch der Druck und die Frequenz der Reibung erhöht werden. Der Körper gewöhnt sich an das. Bei Menschen, welche einen Penis haben, kann es vorkommen, dass die Erektionsfähigkeit stufenweise abnimmt. Das kann dann bei der Selbstbefriedigung, wie auch beim Sex mit anderen Personen der Fall sein.
Wie machst du Selbstbefriedigung?
Jeder Mensch hat ein gewisses Muster, Ritual oder einen Ablauf beim Erhöhen der sexuellen Erregung. Es ist auch möglich, dass du mehrere Arten kennst, wie du dich stimulierst und zum Höhepunkt kommst.
In der Therapie frage ich genau nach dem Vorgehen bei der Selbstbefriedigung, damit ich verstehe, was du körperlich machst. Dies hat dann auch immer einen Zusammenhang mit dem Anliegen, weswegen eine Person zu mir in die Therapie kommt.
Die Art wie du dich berührst hat Auswirkungen auf deine Atmung, deine Spannung im Körper, deine Gedanken, Fantasien und den Raum, den du dabei einnimmst.
Welche Fragen werden mir in der Sexualtherapie zum Thema Solosex gestellt?
Hier einige Beispiele, welche dich beim Lesen dazu einladen, nachzudenken, wie das bei dir ist:
- Welche Position nimmst du ein? Liegend (Bauch, Rücken), sitzend, stehend, auf den Knien, weitere Positionen?
- Welche Position nehmen deine Beine ein?
- Berührst du dein Genital?
- Mit welcher Hand berührt du dein Genital?
- Wo berührst du dein Genital?
- Wie berührt du es?
- Wie schnell berührst du es?
- Wie verändert sich die Geschwindigkeit der Berührung mit der Zeit?
- Mit welchem Druck berührst du es?
- Berührst du andere Körperteile ausser deinem Genital?
- Was macht dein Beckenboden?
- Wie verläuft deine Atmung? Hältst du den Atmen an?
- Was sind deine Gedanken dabei?
- Setzt du sexuelle Fantasien ein?
- Schaust du Pornos bei der Selbstbefriedigung?
- Hast du Schmerzen?
- Wie hoch ist der Genuss beim Solosex?
- Aus welchem Grund/Gründen machst du Selbstbefriedigung?
- Kannst du einen Orgasmus erreichen?
- Wie fühlt sich dieser an?
- usw.
Und? Hast du nun mehr über dich und dein „Muster“ beim Solosex erfahren?
Vielleicht kannst du gar nicht so genau alles beantworten. Das ist ganz normal! Dann kannst du dich beim nächsten Mal genau beobachten, ohne, dass dein Genuss, die Erregung oder der Höhepunkt ausbleiben.
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